Das folgende Interview zum Thema Nachhaltigkeit führte die IHK Neubrandenburg am 3. August 2023 mit STEFFEN MEDIA-Geschäftsführer Sven Steffen anlässlich des bevorstehenden Fachtages „Regional und Nachhaltig“, der am 6. Oktober 2023 in der IHK stattfindet.

Foto: © IHK Neubrandenburg

Was steht im Bereich Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen im Vordergrund?

Für uns ist Nachhaltigkeit seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Um ein paar Beispiele aus der Produktion zu nennen: Wir drucken schon lange im Offsetbereich ausschließlich mit mineralölfreien Farben auf Leinölbasis. Im Digitaldruck haben wir jetzt ganz neu eine Maschine mit Farben auf Wasserbasis. Wir setzen seit langem auf eine komplett chemiefreie Druckplattenproduktion, das heißt, wir benötigen keine lösemittelhaltigen Entwickler mehr. Wir sind zudem mehrfach zertifiziert. Wir drucken auf Wunsch klimaneutral: Kunden können ihren Fußabdruck mit einem geringen Geldbetrag grün gestalten. Zudem sind wir FSC®-zertifiziert, das ist ein kleiner, aber sehr positiver „Gegenpart“ zum Thema Recyclingpapier.

Sie bevorzugen also FSC®-zertifiziertes Papier noch vor recyceltem Papier?

Genau.Recycling ist, zumindest was Druck- oder Kopierpapier betrifft, nicht immer so umweltfreundlich, wie man glaubt. Es ist zwar so, dass vorhandene Fasern wieder zerrieben und zu Papier gemacht werden, aber bei der Produktion wird viel Säure benötigt, was alles andere als umweltfreundlich ist. Deshalb präferieren wir, wenn wir können, Fasern aus nachhaltigem Waldanbau, die in MV erzeugt werden. Und dafür ist die FSC®-Zertifizierung wichtig.

Wie sind Sie eigentlich energie- und mobilitätsmäßig aufgestellt?

Wir haben seit über zehn Jahren eine eigene große Solaranlage, mit der wir im Moment ca. 60 MWh Strom pro Jahr erzeugen. Das heißt, wir versuchen, in dem, was wir tun, ein Exempel zu sein für viele andere. Wir erzeugen fast so viel Strom, soviel wir auch selber brauchen, und schicken ihn nicht über Stromautobahnen in Industriegebiete, sondern nutzen ihn direkt selbst. Das funktioniert vom Nachhaltigkeitsansatz und von der Ausnutzung des selbst produzierten Stroms sehr gut. Was den Fuhrpark angeht, so fahren wir seit ca. zwei Jahren mit einigen Autos komplett elektrisch. Wir verfügen über eine Ladestation, die über unsere Solaranlagen gespeist wird. Das einzige Problem sind die weiten Wege, hier können wir noch keine elektrischen Transporter einsetzen, aber im Vertrieb, wo wir mit PKWs unterwegs sind, läuft das schon ganz gut.

Als wir uns vor einem halben Jahr unterhielten, planten Sie den Bau eines Schwalbenhauses. Wie weit sind Sie damit mittlerweile?

Artenschutz ist für uns ebenfalls zu einem wichtigen Themenfeld geworden. Es ist bekannt, dass Mehlschwalben gerne an der Hausfassade im Schutz eines Dachvorsprungs nisten. So auch bei uns in Friedland. Doch wo laut und viel gearbeitet wird, ist kein idealer Nistplatz für Mehlschwalben. Deshalb haben wir uns vor einigen Monaten dazu entschieden, ein separates Schwalbenhaus zu bauen und sukzessive die Schwalbenkolonie dorthin umzuziehen. Als Lockvogel dient ein solarbetriebener MP3-Player mit Schwalbenrufen, der die neue Schwalbensiedlung anpreisen soll.

Das klingt sehr spannend! Sie haben außerdem einen nachhaltigen Messestand entwickelt. Was ist das genau und was ist daran nachhaltig?

Nachhaltig ist das Material, das benutzt und verwendet wird. Als Unternehmen, das seit über 100 Jahren Papier bedruckt, waren wir natürlich begeistert, als die Industrie vor einigen Jahren eine Kartonage entwickelte, die so stabil wie Möbelplatten ist. Dieses Material zu verwenden, macht aus vielen Gründen Spaß. 2019 in der Startphase, als wir mit der Produktion begannen, kam kurz danach Corona, und für die nächsten zwei Jahre benötigte niemand mehr Messemöbel. Aber wir wollten uns nicht entmutigen lassen. Diese Platten werden auf unseren großen Maschinen herkömmlich bedruckt, in Form geschnitten und somit haben die Aufsteller mehrere entscheidende Vorteile. Erstens, der Gewichtsvorteil. Unser kleiner und leichter Messestuhl ist für 120 Kilogramm zugelassen. Zweitens, die Stabilität: Man kann diese Möbel genauso belasten wie herkömmliche Möbel aus Metall oder Holzverbundstoffen. Und drittens, falls der Kunde für die nächste Messe ohnehin ein neues Design plant, kann er diese Möbel nach der Messe direkt in der Papiertonne entsorgen. Der einzige Nachteil ist, dass sie aufgrund der Wasserempfindlichkeit nur für die Innenanwendung geeignet sind.

Unser Fachtag „Regional und Nachhaltig“ am 6. Oktober wird drinnen stattfinden. Haben Sie vor, Ihr neues Produkt bei uns zu präsentieren?

Auf jeden Fall. Wir hatten ja vereinbart, dass wir einem Aussteller unsere nachhaltige, aus Pappe gefertigte Messerückwand spendieren. Und dann sind wir mal gespannt, wie dieses Produkt bei den Kunden ankommt. Ich hoffe sehr, dass die Beteiligung bei diesem Fachtag so groß ist, wie wir es uns alle wünschen. Wir haben in unseren Regionen mit einem Entfernungsproblem zu tun, wo viele einheimische Erzeuger vom nachhaltigen Angebot, der fast in der Nachbarschaft wohnenden Erzeuger aus anderen Branchen, oft nichts wissen. Deshalb sind solche Veranstaltungen wichtig, um Leute mit gemeinsamem Interesse zu vernetzen, um zum Schluss auch Geschäft zu generieren.

Wir danken der IHK Neubrandenburg für die Überlassung des Beitrags.